Raketenkorvette "Hans Beimler" - Tarantul-Klasse

Raketenkorvette "Hans Beimler" im Hafen von Peenemünde Raketenkorvette "Hans Beimler" im Hafen von Peenemünde

 

NAVI: Museumsstraße 1, 17449 Peenemünde. Grosser Parkplatz vor dem Hafen. Kostenpflichtig.

 

Hafen von Peenemünde (Karte OpenTopoMap.org) Hafen von Peenemünde (Karte OpenTopoMap.org)

Die "Hans Beimler" ist eine Raketenkorvette sowjetischer Bauart der "Tarantul"-Klasse. Ausgerüstet mit je einem Zwillingstarter für Seezielflugkörper und Artillerie für die Nahverteidigung.

 

Länge: 56,1 m   Breite: 10,2 m   Besatzung: ca. 40 Mann   Höchstgeschwindigkeit: 42 Knoten

 

Das Schiff befindet sich in einem sehr guten Zustand und ist in weiten Bereichen zugänglich. Hinweis: Im Schiff ist man mit einem riesigen Teleobjektiv völlig fehl platziert! Das würde im Innern den Besuch extrem erschweren, von der Sinnhaftigkeit des Teles mal völlig abgesehen. Selbst eine Kompaktkamera oder ein gute Handykamera ist dort besser.

 

76 mm Buggeschütz 76 mm Buggeschütz

 

Schiffsgeschütz sowjetischer Bauart, Kaliber 76 mm. Reichweite: max. 15.700 m,  Kadenz: einstellbar von 60 bis 120 Schuss/Minute.

 

76 mm Buggeschütz, Platz des Richtschützen 76 mm Buggeschütz, Platz des Richtschützen

 

Der Geschützturm kann voll- oder teilautomatisch gesteuert werden. Für den Notbetrieb ist eine komplette, manuelle Bedienung möglich. Der Munitionsvorrat des AK-176 befindet sich in den Mannschaftsräumen im Vorschiff.

 

Aufbauten und Brücke der Korvette Aufbauten und Brücke der Korvette

 

Links im Bild der Steuerbord-Zwillingstarter für Seezielflugkörper mit einer Reichweite von ca. 85 km. Die Flugkörper flogen das Ziel mit Unterschallgeschwindigkeit an. In den 1980iger Jahren war das bereits zu wenig, die Abwehr von modernen Kriegsschiffen konnten die langsamen Flugkörper problemlos erfassen und vernichten. Deshalb waren in der Sowjetunion schon Flugkörper in der Planung/Einsatz, die ihre Ziele mit mehr als Überschallgeschwindigkeit anflogen.

 

Gefechtsgang mit Niedergang Gefechtsgang mit Niedergang

 

Das Schiff ist relativ gut zu begehen. Problematisch sind die Niedergänge, wenn einem die dicke Kamera vor der Brust baumelt. Im Inneren des Schiffes habe ich nur die X70 benutzt.

 

Die Besatzung eines Kriegsschiffes wird trainiert und auf den Gefechtsfall vorbereitet. Das bedeutet, der letzte Probealarm ist vor dem nächsten Probealarm. Alle Schritte, Tritte und Griffe müssen sitzen. Notfalls auch im Dunkeln.

 

Auf der Brücke der "Hans Beimler" Auf der Brücke der "Hans Beimler"

 

Die Brücke auf Korvette der  "Tarantul"-Klasse ist klein und übersichtlich gehalten. Der Ausblick durch die Fenster erscheint mir stark eingeschränkt. Geräte und Apparaturen sind auf das Notwendigste beschränkt, aber funktional.

 

Steuerstand der Antriebsturbinen Steuerstand der Antriebsturbinen

 

Der Steuerstand für die beiden Antriebsturbinen mutet auch heute noch fortschrittlich an. Wie bei russischer Bauart üblich, war alles simpel und robust gehalten. Was nicht vorhanden ist, kann auch nicht kaputt gehen.

 

Gefechtsstand der "Hans Beimler" Gefechtsstand der "Hans Beimler"

 

Der Gefechtsstand ist vollständig erhalten und vermittelt auch hier den Eindruck von absoluter Funktionalität. Wie bei fast aller sowjetischer Militärtechnik steht hier die leichte Wartbarkeit und eine einfache Reparatur im Vordergrund. Die einzelnen Komponenten sind leicht zugänglich und nicht mit "schicken" Verkleidungen" verbastelt.

 

Vier-Mann Kajüte Vier-Mann Kajüte

 

Eine Kabine für "höhere Ränge" auf der Korvette "Hans-Beimler". Gegenüber der normalen Mannschaft waren diese Unterkünfte komfortabel. 4-Mann-Kabine mit Doppelstockbetten, Schrank, Tisch und Stühlen.

 

Mannschaftsraum im Vorschiff Mannschaftsraum im Vorschiff

 

Der Unterkunftsraum für die Mannschaft befand sich unter dem Vordeck. Man kann es mit "spartanisch" umschreiben, wenn sich in diesem Raum nicht die Munitionszufuhr für das 76 mm - Decksgeschütz befinden würde. Dieverse technische Einrichtungen inbegriffen.

 

Kombüse Kombüse

 

In dieser kleinen Kombüse wurde rund um die Uhr für bis zu 44 Mann gekocht. Die Zusammensetzung der Mannschaft einer Kombüse pro Wache wäre interessant. Hatten die zwei Köche an Bord?

 

Gefechtsgang zum Achterdeck Gefechtsgang zum Achterdeck

 

Dieser Gefechtsgang der "Hans-Beimler" ist ein Standbild bei Tageslicht und im Hafen. Bei Alarm auf See und im Dunkeln, stelle ich mir das Bild ganz anders vor. Da schaukelt das ganze Schiff und man muss links und rechts mit heißen Bauteilen rechnen.

 

Waschraum für die Mannschaften Waschraum für die Mannschaften

 

Was mich immer wieder verwundert, sind Standard-Bauteile von Land. Das sind DDR-Waschbecken aus Porzellan. Weshalb wurde sowas in Kriegsschiffen eingebaut? Wäre eine Reihe von Blechtischen in hochertigem Stahl nicht besser gewesen? Ich weiß es nicht.

 

Türme 30 mm Revolverkanonen zur Nahbereichsverteidigung Türme 30 mm Revolverkanonen zur Nahbereichsverteidigung

 

Die Revolverkanonen hatten eine Kadenz von 1.500 bis 5.000 Schuss/Minute. Beide Türme waren in das System zur Nahbereichsverteidigung eingebunden und wurden automatisch gesteuert.

 

Aus Sicht der Instandhaltung waren diese Kanonentürme sehr wartungsintensiv und eigentlich nicht für den Einsatz auf See geeignet. Eigentlich Waffen, die im Ernstfall nicht verfügbar wären! Die Journallie sieht etwas und der Insider sieht was ganz anderes.

 

Backbord Düppelwerfer Backbord Düppelwerfer

 

Auch auf fast allen moderen Kriegsschiffen besteht die Möglichkeit, Täuschkörper auszuwerfen. Die "Tarantul"-Klasse hatte noch Düppelwerfer, um das gegnerische Radar und damit die Zielerfassung des eigenen Schiffes zumindest zu erschweren. Der Einsatz dieser Waffen war bereits Ende der 1970iger Jahre völlig veraltet und unwirksam.

 

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall für technikinteressierte Leute. Wer mit der Marine und Kampftechnik nichts anfangen kann, ist eher fehl am Platz. Das Auf und Ab zwischen den Decks sollte man nicht unterschätzen. Meine Frau hatte derweil im gegenüberliegenden Tourismuszentrum einen Kaffee getrunken. Warum ich durchgekocht war - hat sie nicht verstanden. OK - Deck rauf - Deck runter ... . Und der Muskelkater kommt bestimmt.

 

Eigene Anmerkung: Ja, man kann das erheblich ruhiger angehen. In der Vor- oder Nachsaison. Oder auch vor einem nicht geöffneten Schiff stehen. Oder man ist unempfindlich gegen wüste Beschimpfungen anderer Besucher, die was sehen wollen, während ein Opa der Oma was vom "Kriech" erzählt.

 

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